Hochwirksam, bezahlbar, nachhaltig: WMT-Therapeutika: für den Weltmarkt
- CIIPA
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Dr. Claus Kremoser, CEO WMT AG

Was macht WMT eigentlich?
Wir entwickeln innovative, wirksame und bezahlbare Medikamente gegen akute und chronische Entzündungen, bestimmte Krebsarten und Sepsis auf der Grundlage des "TT-Effekts". Das steht für „Translational Trap“, ein Phänomen, das die Wissenschaftler der WMT AG in jahrelanger Forschung entdeckt haben. Unsere Wirkstoffe zielen auf diesen Effekt ab. Diese Substanzen, insbesondere der Entwicklungskandidat B-306, richten sich gegen alle sich schnell teilenden Zellen im Körper, die aufgrund ihres Aktivierungsstatus große Mengen an Proteinen produzieren. Dazu gehören: Krebszellen, insbesondere bösartige Leukämiezellen oder Zellen des Multiplen Myeloms, die sich schnell teilen. Dazu gehören aber auch dauerhaft aktivierte Immunzellen bei Autoimmunkrankheiten oder chronischen Entzündungen wie Rheumatoide Arthritis, Lupus, Multiple Sklerose, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Psoriasis und Neurodermitis. Ebenso gehören dazu auch akut hyperaktivierte Immunzellen bei der Sepsis und akut virusinfizierte Zellen, insbesondere solche, die mit Atemwegsviren wie Influenza, SARS-CoV- 2 und ähnlichen Erregern infiziert sind.
Das ist ja ein sehr, sehr weiter Bereich. Was macht Ihren therapeutischen Ansatz einzigartig und WMT zu einem Pionierunternehmen?
Im Gegensatz zu herkömmlichen Krebs- oder Autoimmunmedikamenten, die den Zellstoffwechsel bremsen, tritt der WMT-Ansatz stattdessen aufs Gas. Stellen Sie sich diese sich schnell teilenden Zellen als rücksichtslose Raser vor -statt zu bremsen, treiben wir sie zu mehr Tempo an - nur um sie dann gegen eine "Betonmauer" der Translationsblockade. zu schleudern. Diese doppelte Wirkung - die Zellen zur Überproduktion zu zwingen und gleichzeitig die eigentliche Proteinsynthese zu verhindern - hat in Tiermodellen zu einer beispiellosen Wirksamkeit mit bemerkenswert geringen Nebenwirkungen geführt. Das ist ein Paradigmenwechsel gegenüber den konventionellen Krebs- und Immuntherapien der großen Pharmaunternehmen. Dieser Durchbruch macht uns zu einem Pionierunternehmen.
Für Sie persönlich ist das ja nicht das erste Biotech-Startup. Wie ist denn das Geschäftsmodell?
Ich habe früher schon eine andere Firma gegründet und zum Erfolg gebracht die Phenex AG. Sie wurde 2002 gegründet und 2020 wurde das letzte Projekt verkauft. Das Geschäftsmodell der WMT AG ist ähnlich: Wir setzen neue Forschungsergebnisse systematisch in neue Medikamentenkandidaten, also neue, patentierbare Wirkstoffe, umum.und bringen sie auch eventuell noch in die erste klinische Phase. Weil wir beweglicher sind als große Organisationen, können wir schneller zeigen, dass etwas funktioniert. Denn wir stehen ja auch unter dem Druck, erfolgreich zu sein, weil wir zunächst ja nur investieren, Geld bekommen wir erst zum Schluss, wenn Großfirmen uns unsere Produkte abkaufen, weiterentwickeln und damit in den Markt gehen können - was diese ja viel besser können als wir. Aus meiner Sicht haben wir als Wissensindustrie ein sehr nachhaltiges Geschäftsmodell: Mit viel intellektuellem und wenig Materialaufwand wird eine hohe Wertschöpfung erzielt.
Wo stehen Sie jetzt in der Unternehmensentwicklung?
Wir suchen jetzt das Geld, um in die klinische Entwicklung zu gehen. Hier müssen wir bis einschließlich einer ersten klinischen Phase 1-Studie etwa 5 - 6 Millionen Euro mobilisieren, für eine frühe Wirksamkeitsstudie in Phase 2 mindestens noch einmal 10 bis 15 Millionen. Das ist viel Geld, das in Deutschland schwer zu bekommen ist, weil hier die ganzen Mechanismen für Innovationsfinanzierung nicht funktionieren. Venture Capital in Europa, das ohnehin nur risikoarm und fast gar nicht in die Frühphasen investiert, ist an sich nicht an der Investition interessiert, sondern am Exit. Damit wird man niemals nachhaltige Unternehmen aufbauen können. Wir versuchen, dieses Modell zu durchbrechen.
Wie denn?
Wir sind ja keine Unbekannten in der Branche. Wir sind an Privatleute herangetreten, die mich und meine früheren Erfolge kennen. Das sind einerseits wohlhabende private Investoren, andererseits auch Professoren, Wissenschaftler, Mediziner, denen wir als Aktiengesellschaft Aktien, damit letztendlich Anteile am Unternehmen gegeben haben. So konnten wir bereits 5,5 Millionen Euro einsammeln, die die Forschung bisher ermöglicht haben. Mit diesem nachhaltigen, genossenschaftlichen Modell wollen wir auch eine Alternative zum turbokapitalistischen Weg der Unternehmensfinanzierung wie in den USA aufzeigen. Und wir brauchen diese Alternative auch, weil wir in Europa keinen Kapitalmarkt haben. Unser Rentensystem ist auch nicht wie in anderen Ländern renditeorientiert und kann kein Kapital für Innovationen bereitstellen. Zudem fehlen die Börsen, die Analysten, kurz - es fehlt die ganze Infrastruktur der Innovationsfinanzierung
Wie kommt es, dass Sie sich auf dem chinesischen Markt umsehen?
Eine weitere Anwendung unserer Wirkstoffe, die ich eigentlich für die beste halte, sind akute virale Infektionen, wo sich ein Virus wie SARS, der nur die Atemwege befällt, sehr schnell vermehrt. Hier sehen wir die beste Wirksamkeit und haben sehr gute Daten aus den Infektionsmodellen. Es gibt - auch bei Influenza - die doppelte Wirkung, einerseits die Virusproduktion zu bremsen, vor allem aber andererseits die Überreaktion des Immunsystems zu verhindern, die die befallenen PatientInnen in die Intensivstationen bringt.
Leider denkt in der Investitionswüste Deutschland kaum jemand an die nächste Pandemie. Die Förderprogramme der EU für die Vorsorge sind langsam und man hangelt sich dort mühsam voran. Darum haben wir uns auch in China umgesehen. Dort hat man mehr unter Corona und unter Lockdowns gelitten als hier, das will niemand mehr erleben. Und man denkt in China mit mehr strategischem Weitblick.
Sepsis ist ja die zweite Anwendung unserer Medikamente. Seit 40 Jahren wird hier im Westen auf diesem “Friedhof der Pharmaindustrie” vergeblich nach einem Wirkstoff geforscht. Auch hier kommt nun China ins Spiel, das einen eigenen Wirkstoff zur Zulassung gebracht hat, der in einer großen Phase2-Studie mit 1800 Patienten die Sterblichkeit bei Sepsis erheblich senken konnte. Nur China kann und will solche Studien momentan in dieser Größenordnung durchführen - darum prüfe ich, was wir dort schneller und besser realisieren können. China rollt zudem für Innovationen aus Europa den roten Teppich aus, Forscher und Unternehmen aus der Forschungsmetropole Shanghai haben uns gemeinsam mit der CIIPA in Heidelberg besucht. Ich bin politisch agnostisch. Solange ich Menschen helfen kann und nicht gezwungen bin, unkorrekte Sachen zu machen, habe ich mit China überhaupt kein Problem.
Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie in den Kooperationen?
Ich habe über 20 Jahren Erfahrung im Outsourcing von Auftragsprojekten wie chemische Synthesen oder pharmakologische Studien in China. Meine Erfahrung ist, dass diese dort nicht einmal billig, aber unbedingt effizient, mit hoher Qualität, und sehr großer Zuverlässigkeit zu haben sind. Ich habe den Vergleich mit vielen internationalen Firmen - beim Preis-Leistungs-Verhältnis, vor allem aber beim Service, der Qualität und Schnelligkeit. Unser Auftragnehmer Viva Biotech ist übrigens zu einem Investor bei uns geworden. Er transferiert also Gewinne zu uns zurück und verwandelt sie wieder in neue Umsätze, die er durch neue Aufträge von uns macht.
China ist, zusammengefasst, für uns eine interessante Option, die Entwicklung auf dem Gebiet von akuten respiratorischen viralen Infektionen und Sepsis voranzutreiben, es ist aber nicht die einzige Option. Jüngst sehen wir auch Fördermöglichkeiten durch z.B. die SPRIN-D, der Sprungagentur für Innovationen. Wir machen dort weiter, wo es die beste finanzielle und inhaltliche Unterstützung für unsere Projekte gibt, vielleicht auch mit einem Bein in China und mit dem anderen in Europa.
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