BGI Genomics: Weltweite Kooperationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette
- CIIPA
- vor 1 Tag
- 5 Min. Lesezeit
Dr. Yong Hou, Präsident der BGI Group für die Regionen Europa und Afrika

Wie kann man Ihre Pionierrolle beim Whole Genome Sequencing beschreiben?
Die BGI Group wurde im Jahr 1999 gegründet und geht auf das Humangenomprojekt (HGP) zurück, das als eine der größten wissenschaftlichen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts betrachtet wird. Im Zuge dieses Projekts übernahm und erfüllte die BGI Group als Repräsentant Chinas 1 % der Aufgaben, wodurch das Unternehmen seine pionierhafte Stellung im Bereich der Genomik festigte.
Die BGI Group setzt auf das integrierte Entwicklungsmodell von ,,Industrie, Wissenschaft und Forschung", um die innovative Entwicklung der Genomik zu fördern. Mit über 100 Niederlassungen in verschiedenen Ländern und Regionen weltweit hat die BGI Group ein umfassendes Netzwerk von Kooperationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette aufgebaut und wendet fortschrittliche Multi-Omics-Forschungsergebnisse in Bereichen wie Gesundheitswesen, Ressourcenschonung und forensischen Dienstleistungen an. Darüber hinaus engagiert sich die BGI Group in der Entwicklung präziser Medizin und Gesundheit und bietet fortschrittliche Technologien und Lösungen an, um die tatsächlichen Bedürfnisse der nationalen Wirtschaft und des Wohlergehens der Bevölkerung zu erfüllen.
Die BGI Group verfolgt als Kernmission, die Gentechnologie in den Dienst der Gesellschaft zu stellen, Forschungsergebnisse in praktische Anwendungen umzusetzen und die Gentechnologie zum Wohle der Menschheit voranzutreiben.
Was sind die Meilensteine und Bereiche, in denen sich die BGI Group zu einem Global Player entwickelt hat?
Das Humangenomprojekt gilt als ein bedeutender Meilenstein im Bereich der Lebenswissenschaften und hat auch für die BGI Group eine tiefgreifende Bedeutung. Die SARS-Epidemie im Jahr 2003 war ebenfalls ein kritischer Knotenpunkt, der einige bemerkenswerte Geschichten birgt. Als die SARS-Epidemie ausbrach, gab es noch keine Testkits auf dem Markt. Das Team von BGI reiste sofort an die Front, sammelte Proben und brachte sie ins Labor. Innerhalb von nur 24 Stunden schlossen sie die Virus-Sequenzierung ab und entwickelten schnell ein darauf basierendes Testkit. Als die Entwicklung der Testkits abgeschlossen war, zeigten einige Unternehmen Interesse, diese zu kaufen und kommerziell zu nutzen. Doch BGI Group entschied sich letztlich, auf den Profit zu verzichten und spendete stattdessen alle 300.000 Testkits an die Regierung. Diese Entscheidung spiegelt die Mission von BGI wider – „Omics for all“.
Die BGI Group ist bereits ein weltweit bekannter Marktführer in der Genomsequenzierungsbranche und verfügt vor allem in Europa und den USA über eine hohe Bekanntheit. Unsere internationale Präsenz ist ebenfalls sehr umfangreich und erstreckt sich über Europa, Amerika, Afrika, Australien sowie die Asien-Pazifik-Region, wodurch wir nahezu die ganze Welt abdecken. Das Kerngeschäft des Unternehmens bleibt die Genomsequenzierung, während wir auch in den nachgelagerten Anwendungsbereichen der Genomsequenzierung, insbesondere in der klinischen Diagnostik und der Forschung, signifikante Vorteile haben.
Die genetische Technologie ist ohne nationale Grenzen und sollte weltweit geteilt und genutzt werden.
“Omics for all” - Welche Herausforderungen waren und sind der Antrieb bei diesem Ziel?
Die genetische Technologie ist im Wesentlichen ohne nationale Grenzen und sollte weltweit geteilt und genutzt werden. Der Gründer der BGI Group, Wang Jian, hat früh einen sehr ambitionierten Plan namens 8B - „8 Billion“. Hochpräzise Genomsequenzierung für 8 Milliarden Menschen vorgestellt. Wir hoffen, dass es in der Zukunft durch unsere Bemühungen jedem Menschen möglich sein wird, über eigene Genomdaten zu verfügen. Natürlich ist die Voraussetzung für die Verwirklichung dieses Ziels, dass die Kosten für die Genomsequenzierung ausreichend niedrig sind, was von entscheidender Bedeutung ist. Das ursprüngliche Humangenom-Projekt hatte Sequenzierungskosten von bis zu 3 Milliarden US-Dollar pro Genom. Heutzutage sind die Kosten für die Sequenzierung eines einzelnen Genoms jedoch auf unter 300 US-Dollar gesunken. Dennoch bleibt dies für einige Testeinrichtungen und Labore eine beträchtliche Ausgabe. Im Jahr 2023 führte MGI die Hochdurchsatz-Sequenzierungsplattform DNBSEQ-T20 ein und senkte damit die Kosten für die vollständige Sequenzierung eines menschlichen Genoms auf nur 100 US-Dollar. Damit stellte sie sowohl einen neuen globalen Rekord für den Sequenzierungsdurchsatz als auch für die Kosten pro sequenziertem Genom auf. Es trägt dazu bei, dass die Gentechnologie für jedermann zugänglich wird.


Unsere langfristige Strategie legt fest, jährlich mehr als 30 Prozent des Gewinns in Forschung und Entwicklung zu investieren
Können Sie uns ein Bild davon geben, wie Sie Forschung & Entwicklung vorantreiben? Welche Ressourcen können Sie in diesem Bereich mobilisieren?
Aus der Perspektive der Herstellung liegt die Verantwortung für die Entwicklung und Produktion der Kernwerkzeuge für die Genomsequenzierung bei MGI. MGI hält kontinuierlich hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung aufrecht, wobei im Jahr 2023 der Anteil der F&E-Mitarbeiter bei 33 % lag. Wir halten an unserer langfristigen Strategie fest, jährlich mehr als 30 % des Gewinns in Forschung und Entwicklung zu investieren, um unsere Führungsposition in der Innovation und Optimierung unserer Kernwerkzeuge langfristig zu sichern.
Das BGI Research, als zentrales Forschungsinstitut der BGI Group, ist verantwortlich für die Grundlagenforschung sowie die Erstellung wissenschaftlicher Arbeiten und Patente und fungiert gleichzeitig als Entwicklungs- und Umsetzungsplattform für zahlreiche fortschrittliche Technologien von BGI.
Wie wichtig sind dabei Kooperationen mit der internationalen Community von Forschern und Hochschulen?
Zusätzlich zu unserer internen F&E-Abteilung pflegen wir auch intensive Kooperationen mit Hochschulen und Forschungsinstituten sowohl im Inland als auch international. So haben wir gemeinsam mit internationalen Universitäten wie der Universität Kopenhagen Kooperationsausbildungsprogramme zur Förderung von Talenten und technologischem Fortschritt ins Leben gerufen. Das Genomforschungsinstitut der BGI Group war eines der ersten genetischen Forschungsinstitute und hat von Anfang an enge Kooperationen mit führenden Wissenschaftlern weltweit aufgebaut. In der frühen Phase war unsere Zusammenarbeit mit den USA besonders eng und führte zu zahlreichen wichtigen Erfolgen. In den letzten Jahren wurden jedoch aufgrund geopolitischer Gegebenheiten einige gemeinsame Projekte ausgesetzt, was einen erheblichen Einfluss auf die internationale wissenschaftliche Kooperation hatte.
In der Blütezeit der internationalen Zusammenarbeit haben wir zahlreiche bedeutende wissenschaftliche Erfolge erzielt. Schon in seiner Gründungsphase richtete das Institut eine Reihe hochkarätiger Technologieplattformen ein, die eine starke Unterstützung für die Grundlagenforschung boten. Während Europa und die USA dank ihres frühen Einstiegs in die Grundlagenforschung über eine Vielzahl innovativer Forschungsideen verfügen, hat die BGI Group ihre Stärken besonders in den Bereichen Engineering und der Umsetzung von Technologien. Dank dieser komplementären Stärken konnten wir effizient mit führenden Wissenschaftlern aus Europa und den USA zusammenarbeiten, innovative Konzepte schnell in konkrete Forschungsergebnisse umsetzen, unsere Stärken vereinen und die Weiterentwicklung der Gentechnologie an der Spitze vorantreiben.
Welche Rolle spielt die MGI im globalen BGI-Layout, die 2024 in Berlin investiert und etabliert hat, und welche Erwartungen hat die BGI an sie?
In Europa gründete MGI zunächst ein Forschungs- und Entwicklungslabor sowie eine Produktionsstätte in Lettland und expandierte dann schrittweise nach Westeuropa, indem es die Strategie der „Umzingelung der Städte aus dem ländlichen Raum“ anwendete.Bei der Auswahl des Standorts in Westeuropa haben wir Deutschland als Kernstandort festgelegt. Deutschland spielt eine Schlüsselrolle im europäischen Genomsequenzierungsmarkt mit einem Marktanteil von mehr als 24% und ist der größte Einzelmarkt in Europa.
Basierend auf dieser strategischen Überlegung haben wir beschlossen, unseren Hauptsitz in Berlin zu errichten. Die 600 m2 große Europazentrale ist nicht nur das Hauptmarketingzentrum von MGI in Europa, sondern auch ein Nutzererlebniszentrum, das es mehr Nutzern ermöglichen soll, unsere Technologien und Produkte hautnah zu erleben.
Mit der offiziellen Eröffnung des neuen europäischen Hauptsitzes wird MGI seine Strategie der lokalen Entwicklung weiter vertiefen und gemeinsam mit den globalen Zentren in den USA, Australien und anderen Ländern ein globales, maßgeschneidertes Kundenservicesystem aufbauen.
Comments