- 4. Deutsch-Chinesischer Automobilkongress hält Unternehmen und Cluster im Gespräch
- Unternehmen: China bleibt wichtigster Markt für die deutsche Automobilindustrie
- Experten: Kooperationspotenzial noch nicht ausgeschöpft
Ingolstadt und Changchun, Düsseldorf und Changsha: Der 4. Deutsch-Chinesische Automobilkongress fand als hybride und hochrangig besetzte im Internet und an gleich vier Automobilstandorten in beiden Ländern statt. Mitte Oktober diskutierten Unternehmer der Automobilindustrie, Branchenexperten und Repräsentanten wichtiger Automobilcluster und -standorte an zwei Konferenztagen die globalen Herausforderungen der Branche und das Potenzial der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit.
Damit konnte CIIPA, die Agentur des chinesischen Handelsministeriums MOFCOM, gemeinsam mit ihren Partnern in Deutschland und der Volksrepublik trotz der Beschränkungen der Corona-Krise den mittlerweile vierten Jahreskongress der Automobilwirtschaft realisieren. Vorausgegangen waren die Automobilkongresse 2017 in Wuppertal, 2018 in Nanjing/Nanchang und zuletzt im Herbst 2019 der dritte Kongress in Ingolstadt.
Bereits im Frühsommer hatte CIIPA in eigens eingerichteten Onlineforen mit zahlreichen Automobilclustern aus Deutschland sondiert, wie eine Fortsetzung des sehr intensiven Dialogs und der Begegnung trotz eingeschränkter Reisemöglichkeiten möglich sein könnte. Die Lösung war das Hybridformat: Internet und zeitgleiche Veranstaltungen zunächst am 13. Oktober in Ingolstadt und Changchun, im Anschluss daran sollte 16. Oktober in der Düsseldorfer Daimler-Niederlassung und in Changsha der Kongress ausgerichtet werden. Die Stadtregierungen und Partner, die in China Räume für die Präsenzveranstaltung bereitgestellt hatten, konnten auch bereits wieder zahlreiche Veranstaltungsbesucher persönlich begrüßen. Fast 500 Zuhörer verfolgten den ersten Kongresstag in Changchun, der Automobilmetropole im Norden. In Changsha kamen rund 300 Besucher im Konferenzzentrum zusammen. Aus Deutschland nahmen auf der Plattform Zoom rund 300 registrierte Fachbesucher am Kongress teil. Die Veranstaltung wurde in China zudem über den regionalen TV-Sender in Changchun live ausgestrahlt. Die CIIPA stellt Mitschnitte der Veranstaltung auf der eigenen Website zur Verfügung.
“China bleibt wichtigster Markt für die deutsche Automobilindustrie”
Inhaltlich machten die politischen Verantwortlichen und Spitzenredner der Veranstaltungen sehr deutlich, dass sie sie auch trotz der Herausforderungen des Corona-Jahres für die Intensivierung der deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen einsetzen werden. Stellvertretend für alle beteiligten Regierungsinstitutionen und Wirtschaftsförderer betonte Dianxun Liu, Generaldirektor der China Investment Promotion Agency (CIPA) des MOFCOM der P. R. China, den hohen Stellenwert der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit für die wirtschaftliche Stabilisierung und die technologische Weiterentwicklung der Automobilbranchen beider Länder. Diese Kernbotschaft des Automobilkongresses unterstrichen auch Liuping Lu, der CEO der China FAW Group und Herbert Diess als Vorstandvorsitzender bei Volkswagen. Diess kündigte an, dass der Volkswagen-Konzern zur Dekarbonisierung und zur Erreichung der Klimaziele im Zeitraum bis 2024 rund 14 Milliarden Euro in die Elektromobilität in China investieren werde. Den Partnerschaften in China maß Diess einen hohen Stellenwert zu: “Gegenseitiges Vertrauen hat uns in den vergangenen Jahrzehnten weit gebracht und wird uns auch in Zukunft weiterbringen.”
Inhaltlich schlossen sich im Verlauf der Konferenz zahlreiche Top-Repräsentanten der Automobilhersteller und wichtiger globaler Zulieferer dieser Aussage des VW-Chefs an. In ihren Beiträgen stellten Unternehmen wie SAIC, Audi, Beijing Motor Corporation, FOTON, ZF, Schäffler, BASF und andere ihre jeweiligen Perspektiven eine positive Marktentwicklung und die nachhaltigen Innovationen der Branche vor.
Experten: Potenzial der Kooperation noch nicht ausgeschöpft
Die Aufgabe, gemeinsam das wirtschaftliche Potenzial von Zukunftstechnologien zu erschließen, blieb an beiden Konferenztagen nicht einfach nur ein Appell. In den Fachforen an beiden Konferenztagen diskutierten Automobil-Experten den Stand der Entwicklung wichtiger neuer Technologiefelder und konkrete Projekte der Zusammenarbeit. Dabei wurde deutlich, dass sich nicht für die großen Hersteller, sondern auch für die Zulieferindustrie und auch Start-ups interessante und attraktive Möglichkeiten zu Kooperation und gemeinsamer Innovation ergeben. Der Konferenztag in Ingolstadt und Changchun stellte beispielsweise das autonome Fahren
in den Vordergrund - ein Feld, in dem junge und auf den Bereich der Künstlichen Intelligenz spezialisierte Unternehmen interessante Aufgabenstellungen finden und sich als Teil regionaler Ökosysteme und Cluster in beiden Ländern weiterentwickeln und wachsen können.
Ähnliches gilt auch für die Entwicklung intelligenter Nutzfahrzeuge - ein wichtiges Diskussionsthema beim Düsseldorfer Kongressteil. Im Jahr, auf dem eigentlich die IAA für Nutzfahrzeuge in Deutschland hätte stattfinden sollen, befasste sich der 4. Deutsch-Chinesische Automobilkongress mit der Rolle alternativer Antriebe für Lkw. Sowohl in der Batterietechnologie wie bei der Entwicklung von wassserstoffbasierten Antrieben ergeben sich neue Felder der Zusammenarbeit.
Engagiert und leidenschaftlich wie schon beim Ingolstädter Kongress im Vorjahr machte sich Deutschlands bekanntester Automobilexperte Prof. Ferdinand Dudenhöffer für eine wohlüberlegte, auf Synergien beruhende deutsch-chinesische Zusammenarbeit und eine entsprechende industriepolitische Flankierung stark: “Es kann doch nicht sein, dass wir in Deutschland in vielen industriellen Bereichen das Rad neu und zum zweiten Mal erfinden wollen. Die größeren Chancen liegen in einer komplementären Entwicklung, in der wir unsere wirklichen Stärken ausspielen und über langfristige Kooperationen mit China unsere industrielle Zukunft sichern können.”
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